Kinder folgen immer ihren inneren Impulsen. Ihre angeborene Neugier und ihr kreatives Potenzial müssen nur „herausgekitzelt“ und erhalten werden. Damit sie ihren Entdeckerdrang und ihre Gestaltungsfreude voll ausleben können, brauchen sie eine reduzierte Lernumgebung. Die ästhetischen Materialien nach Fröbel fokussieren sich daher auf das Wesentliche. Ihre klaren Farben und einfachen geometrischen Formen verleihen ihnen einen starken Wiedererkennungswert.
Kreatives Potenzial selbstbestimmt entfalten
Spielend und Schritt für Schritt entwickeln die Kinder ihr ästhetisches Empfinden, ihren Ideenreichtum und ihre Gestaltungskraft. Im freien Spiel bestimmen sie selbst – je nach persönlichen Interessen und Fähigkeiten – welches Thema sie sich in welchem Tempo erarbeiten. Mit nachgehender Erziehung werden sie dabei sensibel sprachlich begleitet.
Das Prinzip der Selbstbildung ist Fröbel besonders wichtig, denn selbstbestimmtes Handeln und Denken bilden den Grundstein für das Wachsen von starken Persönlichkeiten. Diese können sich später (eigen-)verantwortlich in der modernen Lebenswelt einbringen und sie selbstbewusst mitgestalten. Insofern ist das Prinzip der Selbstbildung die Vorstufe zum kritischen Denken, eine der Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts.
Natürlich gemeinsam (Zukunfts-) Entwürfe wagen
Die kindliche Entwicklung ist ein Reifeprozess. Um sie besser zu verstehen, nahm sich Fröbel ein Beispiel an der Natur. Er war der Meinung, dass die Natur selbst Erkenntnisgrundlage für alles ist, denn sie trägt alles Wissen in sich. Gerade in Zeiten von Touch-Screen und medialer Überreizung ist es wichtig, Kindern Themen anschaulich und in ihrem natürlichen Umfeld näher zu bringen.
Damit meint Fröbel einerseits konkret den Aspekt, mit Kindern die Natur zu entdecken. Andererseits zielt Fröbels ganzheitlicher pädagogischer Ansatz insgesamt auf einen natürlichen Umgang im Erziehungsprozess, also im Lehr-, Lern-, und Spielalltag. So trainieren die Kinder neben der kognitiven Entwicklung wichtige soziale und kooperative Kompetenzen, die sie auch als Erwachsene brauchen.
Interview: Wie wir heute von Friedrich Fröbels pädagogischen Ansätzen profitieren
Im Interview gibt Frau Prof. Dr. Michaela Rißmann, Professur „Erziehungswissenschaften, Erziehung und Bildung von Kindern“ an der Fachhochschule Erfurt, weitere Einblicke in die Systematik nach Fröbel:
Was können wir von Friedrich Fröbel lernen?
Friedrich Fröbel hat die Bedeutung des Spielens und des aktiven Tätigseins der Kinder erkannt. Sein System der Spielgaben beruhte auf intensiven Beobachtungen und dem gemeinsamen Spiel mit den Kindern seiner Spielkreise. Daher können wir von ihm lernen: Schaue genau hin, was die Kinder interessiert, reduziere das Angebot, gehe vom Einfachen zum Komplizierten, begleite das Tun sprachlich, gib dem Kind die korrekten Bezeichnungen und spiel mit!
Warum sind seine pädagogischen Ansätze gerade heute so wichtig?
Viele Kinder sind heutzutage einerseits einer Überfülle von Animationen und Spielmaterialien und andererseits einer Verarmung durch einseitige Anregungen, oft medial vermittelt, ausgesetzt. Die Umsetzung der Bildungspläne erfordert daher allseitige Bildungsgelegenheiten und -anregungen. Mit Fröbel gedacht, ist weniger mehr. Er hat uns gezeigt, wie vielfältig einfache, nicht vordefinierte Spielmaterialien verwendbar sind. Die einzelnen Teile seiner Spielgaben können immer wieder neu zusammengefügt werden. Sie ermöglichen den Kindern ein sinnstiftendes und produktives Spielen. So werden ihre schöpferischen Kräfte intensiv angeregt. Spielend erschließen sie sich Gesetzmäßigkeiten von (Bau-)Körpern und Materialien, entwickeln ihre Sprache, ihr mathematisches Verständnis und ihr ästhetisches Empfinden.
Wie lassen sich Fröbels Ansätze in die heutige Zeit übersetzen und umsetzen?
Spielen Sie doch einfach mal selbst mit den Legetäfelchen! In einer Kindergruppe wird jedes Kind etwas anderes entwickeln – Gelegenheit für eine Ausstellung, indem zum Beispiel alle Ergebnisse fotografiert und präsentiert werden. Die Fotos könnten entwickelt und laminiert werden und als Materialfundus in einer Schachtel Kinder zum Nachgestalten anregen. Oder Sie legen mit den Legetäfelchen ein Bild und erzählen eine Geschichte dazu!